Bekanntlich tobt zur Zeit in der römischen Kirche ein heftiger Streit. Es geht um die Frage, ob Katholiken, die zivil zum zweiten Mal geheiratet haben zu Lebzeiten ihres früheren Partners an Beichte und Kommunion,  teilnehmen dürfen. Anscheinend begünstigt Papst Franziskus eine offenere Lösung. Angeführt von einflussreichen Kardinälen, vertritt jedoch die andere Seite den Standpunkt, die Betreffenden seien unbußfertige Sünder, solange sie sich nicht  aus ihrer neuen Verbindung lösen. Deshalb seien ihnen die Kommunion und zuvor in der Beichte die Lossprechung von der „Sünde des Ehebruchs“ zu verweigern.trailer movie Brommers Kiek’n

Der Papst hatte zur Unterstützung einer „barmherzigen“ Lösung Kardinal Kasper vorgeschickt. Ein ebenfalls deutscher Kardinal mit Namen Cordes, der allerdings nie die Praxis in einer Kirchengemeinde und deren Probleme und Nöte kennengelernt hatte, tritt als sein Gegner auf. Er sieht in der sog. „geistigen Kommunion“ eine geeignete Waffe für seinen Kreuzzug. Da Gott dem Menschen auch außerhalb von Sakramenten seine Gnade schenkt, glaubt er, dass die Betreffenden gleichsam die Verweigerung der Sakramente durch die Kirche verschmerzen könnten. Allein in ihrem Wunsch, am Sakrament teilnehmen zu können, trete eine „geistige“ Kommunion zu Tage. Gewissermaßen  als Trostpreis.

Cordes erklärt, „hier irrt der Theologe Kasper“. Die exakte Erklärung, worin der Irrtum angeblich besteht, oder gar eine sachliche Begründung für dieses Urteil sucht man vergeblich. Die Cordes und seinen Gesinnungsgenossen nahestehende Agentur kath.net verkündete am 2.2. des Jahres: Den offenen Vorwurf der Häresie macht der als höchst besonnen geltende Kardinal Paul Josef Cordes freimütig seinem Mitbruder Kardinal Walter Kasper.

Der (bisher nicht dementierte) Vorwurf der Häresie kann tödlich sein, damit wäre Kasper innerhalb der Kirche theologisch erledigt. Man sieht, hier fliegen die Fetzen, es geht im heiligen Rom auf Hauen und Stechen, vor allem seitens selbsternannter Verteidiger der Tradition und des „wahren Glaubens“. Was veranlasst Cordes zu dem Versuch, seinen Kollegen derartig „ in die Pfanne“ zu hauen?Beautiful Accident streaming

Als Autor einer Druckschrift mit dem Titel „Geistige Kommunion“ lässt Cordes die Katze aus dem Sack. Ungeniert stellt er Vermutungen über die Motive seines Kontrahenten an und entlarvt damit, wohl ohne es zu merken, seine eigenen Hinterabsichten. Er fragt sich, warum Kasper die Betreffenden nicht für immer von der Kommunion ausschließen will: „War es, weil die mögliche Hervorhebung dieser Herren-Begegnung [er meint die geistige Kommunion] das Hauptargument schwächen würde, für den Zugang zum Tisch des Herrn müsse in einigen Fällen die göttliche Barmherzigkeit den Ausschlag geben? Oder sollte durch das Umgehen einer Alternative schlicht verhindert werden, dass die Speerspitze im Kampf für das Essen der eucharistischen Speise stumpf würde?“

Man merkt: Der Lösungsvorschlag von Kasper sollte um jeden Preis verhindert werden. Darum lässt Cordes dessen Erwiderung nicht gelten, als Kasper antwortete: „Wer zum sakramen­tal-zeichenhaften Empfang der Eucharistie nicht zuzulassen wäre, der sei auch unwürdig für die Geistige Kommunion.“

Damit hatte Kasper nicht geirrt sondern exakt die kirchliche Lehre wiedergegeben. Das Konzil von Trient lässt „Todsünder“ nicht zur Kommunion zu (DH 1647). Da die sog. geistige (besser: geistliche, tantum spiritualiter) Kommunion der sakramentalen Kommunion gleichwertig ist (DH 1648) und gleichen Regeln unterliegt, bietet sie keine Lösung für neu Verheiratete. Es muss also ein anderer Ausweg aus diesem kirchlichen Dilemma gesucht werden. Bloß fromme Anmutungen, auf welche die Gegenvorschläge von Cordes hinauslaufen, reichen nicht aus.

Fazit des Ganzen: Die von Cordes gegen Kasper erhobenen Vorwürfe und seine eigenen Lösungsvorschläge weisen den angeblich „höchst besonnenen“ Kardinal nicht nur als defizitären Theologen sondern auch als reaktionär aus.